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Die Problematik der einen Ethik für die Biowissenschaften liegt in der Struktur der forschenden Gemeinschaft weltweit. Unterschiedlichste Systeme mit verschiedensten Interessen und Prioritäten treiben in einem Wettlauf bisher unbekannten Ausmaßes eine Industrie voran, die möglichst schnell, mit minimalem Aufwand maximale Rendite erwirtschaften soll. Stammzelltherapien, genetische Vorsorgeuntersuchung oder therapeutisches Klonen, grüne und weiße Gentechnologie (bereits jetzt auf unseren Feldern), modernste Analysemethoden zur therapeutischen Diagnostik – die Forschungsfelder sind so mannigfach wie ihre potentiellen Geldgeber.

H. M. Enzensberger berichtet in seinem Essay „Putschisten im Labor“ (SPIEGEL 23/2001) von einer globalisierten und ungeheuer dynamischen wissenschaftlichen „Erkenntnisindustrie“, der die veralteten und sich vielerorts auf nationales Terrain zurückziehende Geisteswissenschaft, namentlich der Philosophie, der Ethik und der Theologie, nichts entgegen zu setzen haben, als Gremien, Ethikräte und allzu oft verschrobene und unhaltbare Extremstandpunkte. Naturwissenschaftler, ihrerseits in ihrem absolutistischen Denkgebäude und (nach eigener Erfahrung) oft geradezu erschütternder Bildungsferne gefangen, sehen sich attackiert. Dürfen fachfremde Kritiker sich anmaßen in den wissenschaftlichen Diskurs einzugreifen? Und wenn, wie sollten solche Maßnahmen überhaupt durchgesetzt werden, in einer global agierenden Wissenschaft in der keine nationalen Gesetze greifen können?

„Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.“ (Grundgesetz Art. 5-3) Gilt dies noch, wenn ein direkter Eingriff in unser aller Leben, in die Grundfesten unserer Identität und materiellen Existenz bevorsteht? Eine Frage wie diese hat keine eigentliche Berechtigung mehr angesichts einer immer schneller voranschreitenden Forschung, die sich daran macht die kühnsten Träume der Meisten zu überflügeln. Sind Verbote, sind Regelungen überhaupt zweckmäßig bei einer solchen globalen Bewegung? Das darf bezweifelt werden!

Wo sind die kritischen Denker, die skeptischen Forscher? Es fehlen Persönlichkeiten mit dem Format und der Autorität, die in ihrem Fach mit Leitlinien für einen gemeinsamen Kurs sorgen könnten, in dem ethische Bedenken der Massen genauso berücksichtigt werden wie humanitäre und wissenschaftliche Interessen.

Ist es einer Gruppe von engagierten Wissenschaftlern überhaupt noch möglich ihre Zunft zur Räson zu bringen?